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Credo

Musische Erziehung setzt meist bei der Vermittlung von Wissen und Handwerk an und nutzt wenig die natürlichen Gaben insbesondere von Kindern beim Erfinden von Dingen und Lösungen. Fußball lernen wir mit einem Ball auf einer Wiese, indem wir es einfach tun, um ggf. später über Teamgeist, Taktik, Spieltechniken etc. nachzuforschen. Dieser Weg ist prinzipiell richtig, da lustvoll, natürlich und erfolgreich.

Musik hingegen - zumal klassische - lernen wir traditionell anhand der Lebensdaten und -umstände eines bestimmten Kanons von Komponisten, sowie dem analytischen Hören ihrer Werke. Selbst wer ein Instrument erlernt, reproduziert überwiegend fertige Stücke, meist ohne je selbst Musik zu erfinden und klangliche Möglichkeiten zu erforschen, also zu "spielen" im eigentlichen Sinne. Angesichts einer großen Fülle von Meisterwerken und perfekter medialer Vermittlung fehlt häufig der Mut, Neues zu erfinden und dessen Wert zu erkennen. Und leider dient die sogenannte "klassische" Musik, in weiten Teilen auch die daraus erwachsene "zeitgenössische" Musik der - freundlich gesagt - sozialen Differenzierung, ehrlicher Ausgrenzung von vermeintlich bildungs-fernen Menschen. Es ist in unserer zunehmend multi-nationalen Gesellschaft ein Balance-Akt, mit dieser Arbeit nicht in eine neue Art von Kolonialisierung zu verfallen.

Hier gilt es, anzusetzen und im besten Sinne "naiv" die Ergebnisse erfinderischer Arbeit zu würdigen, sie mutig und bewusst in den Kontext unseres kulturellen und öffentlichen Lebens zu stellen: Schüler müssen heraus aus ihren Aulen in unsere Konzertsäle geholt werden, um selbst eigene Werke zu musizieren. In Galerien und Museen könnten neben Meisterwerken Schülerarbeiten hängen, genauso liebevoll gerahmt. In einer alternden Gesellschaft wird es zunehmend wichtig, die erfinderischen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen zu pflegen, zu entwickeln, sie zu verlängern und schließlich auf die älteren Generationen zu übertragen. Das soziale und ökonomische Potential einer solchen “Kreativ-Gesellschaft” liegt auf der Hand.